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Wiese macht glücklich!

 

Artenreiches Grünland, das extensiv beweidet wird und von Bäumen und Büschen gesäumt, ist wunderschön und belebt nicht nur das Herz und den Geist, es ist auch ein sehr guter CO² Speicher und somit eine wunderbare Fähigkeit der Natur, unseren enormen CO² Ausstoß auszugleichen.

Diese Art der Landschaft, die es auch in Europa in weiten Teilen gab, beherbergt unzählige Tier- und Pflanzenarten und erhält sich selber im Gleichgewicht: von den großen Pflanzenessern, die die Wiesenfläche offen halten und mit ihren Ausscheidungen den Boden düngen, bis zu den kleinen Fadenwürmern im Boden, leben unzählige Wesen in, auf, über und unter einer Wiese - ein einzigartiges Biotop!

Leider gibt es diese Landschaften kaum noch und somit wird nicht nur der CO² Ausgleich unmöglich. Unser "Höher-Schneller-Weiter"- Anspruch hat auch vor den Wiesen nicht halt gemacht: Grasäcker mit Hochleistungsgräsern, in denen durch die häufige Mahd kaum etwas blüht und kein Bodenbrüter mehr genügend Zeit findet, seine Jungen aufzuziehen, bestimmen zusammen mit riesigen Mono- und Reinkultur Äckern das ländliche Bild, auch hier im nord-östlichen Brandenburg. Zusätzlich zu den vielen Windrad Anlagen ist  die Tendenz groß, dass nicht nur die Artenvielfalt immer weiter zurück geht, sondern auch die Lebensqualität der Menschen auf dem Land abnimmt, da die Landschaft zunehmend einer Industrie gleicht, als dass sie natürlich wäre.

Ausgleichsmassnahmen kommen hierbei oftmals nicht ihrer eigentlichen Funktion nach, einen Ausgleich zu schaffen, denn es werden noch viel zu wenige Projekte realisiert (und die Kriterien und Verfahren sind oft kompliziert) und viele Pflanzungen, grade von Obstbäumen, werden nur unzureichend gepflegt, so dass die Bäume nicht sehr alt werden.

Hierzu möchten wir eine Brücke schlagen und Alternativen leben, aufzeigen, dass wir auch mit einer anderen Art des Seins mit dem Land leben können - und nicht nur von ihm.

3,4 ha jahrzehntelang konventionell bewirtschaftetes Ackerland haben wir in Grünland umgewandelt. Dabei stand uns damals noch keinerlei Technik zur Verfügung, die Einsaat haben wir mit der Hand vorgenommen.

Auf ca 5000qm der Fläche haben wir eine Streuobstwiese mit 43 hochstämmigen Obstbäumen angelegt und außerdem Birken, Feldahorn, Wildapfel, Eberesche, Linde und über 100 heimische Büsche gepflanzt.

Diese Pflanzungen haben wir über Ausgleichsmaßnahmen finanziert.

Im ersten Jahr kam auf der ehemaligen Ackerfläche noch sehr viel Getreide hoch, im zweiten Jahr blühte es schon sehr vielfältig: Ackerwitwenblume, Kuckuckslichtnelke, Wiesenbocksbart, Wiesenmargerite und -Salbei, Schafsgarbe und vor allem reichlich Wilde Möhre blühten unter anderem.

Noch ist die Wiese längst nicht im Gleichgewicht: wir wechseln die Flächen, die zur Beweidung offen sind regelmäßig, säen nach, die Bäume und Büsche sind vor Verbiß geschützt und werden regelmäßig bewässert.

Im Frühjahr und Sommer 2021wirkt die Wiese schon sehr etabliert, viele Pflanzen und Gräser scheinen sich wirklich hier wohl zu fühlen und kommen jedes Jahr wieder.

Hier kannst du einen Blogbeitrag lesen zu unserem Leben mit dem Land. Dieser Artikel ist in leicht abgewandelter Form in der Ausgabe 70 der Zeitschrift OYA - enkeltauglich leben erschienen:

Es ist wundervoll zu erleben, wie nach und nach immer mehr pflanzliche und tierische Wesen unser kleines Paradies bewohnen und die Liebe zu dieser Vielfalt und Schönheit gibt uns den Mut, in diese Richtung weiter zu gehen.

 
Die Wiesenliebe GbR und der Herzensacker

Unser Traum ist es, weiteres Ackerland zu renaturieren und ein Biotop zu schaffen mit dem wir gemeinsam im Gleichgewicht leben, so dass eine größere zusammenhängende Fläche entsteht mit artenreichem Grünland, mit weiteren Obstbäumen, Wildbeerensträuchern, Hecken und Gehölzen, nach Vorbild des dynamischen Agroforst und der Permakultur. Eine klimaangepasste, "eßbare" Landschaft.

Seit Jahren arbeiten wir drauf hin, die Finanzierung zum Kauf einer ca 3 ha großen Fläche, die zur Zeit im Besitz der BVVG ist (Bodenverwertungs- und -verwaltungs  GmbH, dies ist die Nachfolgeorganisation der Treuhand) , zu realisieren. Diese Fläche grenzt nicht nur direkt an unser Grünland, der bisherige Pächter hat eine Überfahrtgenehmigung über unser Land, damit er überhaupt auf das Flurstück kommt. So fahren jährlich tonnenschwere Maschinen über unser Land und verdichten den Boden.

Auf besagter Fläche wurde seit 6 Jahren alljährlich Mais angebaut, ohne Zwischenfrucht.

Als Unterstützung für die Finanzierung und im Ungang mit der BVVG haben wir u.a. Kontakt mit dem Naturschutzfonds Brandenburg, der Flächenagentur Brandenburg, mit dem NABU, mit der Deutschen Wildtierstiftung und mit der Kulturland Genossenschaft aufgenommen. Es waren einige Vertreter*innen der Organisationen hier, haben sich vor Ort ein Bild von unserem Projekt gemacht und waren durchweg begeistert.

Doch es gab immer wieder Gründe, warum sie uns nicht unterstützen konnten - meist hatte dies mit der BVVG zu tun, die ihre Böden im Bieterverfahren verpachtet bzw. verkauft, dh, an den Betrieb, der am Höchsten bietet.

Trotzdem waren diese Kontakte und der Austausch mit den diversen Institutionen ein wichtiger Schritt auf unserem Weg und haben uns gezeigt, wie wichtig Vernetzung ist.

 

Im Frühjahr 2022 wurde beschlossen, dass die BVVG kein Land mehr veräußern solle, sondern nur noch an biologisch wirtschaftende Betriebe verpachten wird - eigentlich eine gute Idee, da dadurch Großinvestoren ausgeschlossen werden. In der Realität aber schwierig umsetzbar, außerdem sind die Pacht Preise nach wie vor sehr hoch.

Unserem Projekt sind die neuen Bestimmungen leider nicht zuträglich: wir haben zwar im Mai 2022 einen landwirtschaftlichen biologisch wirtschaftenden Betrieb angemeldet, da wir aber Bäume und Hecken pflanzen möchten, ist uns mit einem 6 oder 12- jährigen Pachtvertrag nicht geholfen, da die BVVG nach Pachtende den kahlen Acker wieder zurück haben möchte und wir in dem Fall alle Pflanzungen wieder rausreißen müßten. Ein Dilemma, das nicht im Sinne der Biodiversität und Nachhaltigkeit ist.

Dabei ist es allgemein fraglich, wie eine tiefgreifende nachhaltige Wende in der Landwirtschaft gestaltet werden soll, solange es auf den großen Flächen der BVVG nicht möglich ist, Agroforst zu betreiben: als Erosionsschutz, als Unterstützung für die Biodiversität, als Boden- und Mikroklima Verbesserung und nicht zuletzt auch als Wasserrückhaltung in Dürre Perioden.

Im Sommer `22 hatten wir eine Sondergenehmigung zur Renaturierung der Fläche beantragt bei der Geschäftsführung der BVVG, beim Landwirtschafts- und Finanzministerium, bei der Staatssekretärin, sowie weitere mögliche Unterstützer*innen angeschrieben. Viele Mails und Briefe, unzählige Telefonate und ganz viel Herzkraft ist in dieses Projekt eingeflossen.

Und wundersamerweise haben wir im Landwirtschaftsministerium eine Unterstützerin für unser Projekt gefunden und es folgten sehr inspirierende Gespräche, bei denen klar wurde, wie wichtig Dauerkulturen -  also Bäume und Sträucher -  für eine zukunftsfähige Landwirtschaft sind.

Und plötzlich bekamen wir einen Pachtvertrag von übergangsweise einem Jahr für unseren Herzensacker.

Innerhalb dieses Jahres sollen die Rahmenbedingungen festgelegt werden, so dass wir im Herbst 2023 auf der Fläche hoffentlich Obstbäume und -gehölze pflanzen können.

Eine Sicherheit gibt es dabei nicht und doch haben wir im Herbst 2022 die letzte Maisernte gefeiert, eine Gründüngung eingesät und damit dem Land die Möglichkeit gegeben, sich zu erholen - um dann hoffentlich im Herbst 2023 reichlich Bäume und Büsche pflanzen zu können.

Auch wenn es manchmal viel Kraft kostet, gegen den Strom zu schwimmen, wissen wir doch, dass wir nicht alleine sind: es gibt einige Projekte, die neue Wege des regenerativen Seins ausprobieren und leben. 

Und  vielleicht wird der Fluß seine Fließrichtung ändern und uns alle, die am Wandel von der Einfalt hin zur Vielfalt wirken, sanft tragen.

Denn Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern Ausdruck von Lebendigkeit.

Jede und jeder kann etwas bewirken.

Was uns antreibt, kannst du in dem Blog Beiträgen Land als Spiegel unserer Beziehungen 1und 2 lesen.

Mehr Informationen zur naturgemässen Obstbaumpflege findest du hier

Im Sommer 2021 haben wir zum ersten Mal Heu von der Obstwiese gemacht. Herzlichen Dank an unsere Gäste Tim und Tjorven für die tatkräftige Unterstützung.

Im Sommer 2022 haben wir das Heu mit unserer "neuen" (gebrauchten) Mini-Rundballenpresse gemacht.

Heu machen
Die Ackerumwandlung in Bildern
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