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Wiese macht glücklich!

 

Stell dir eine savannen-ähnliche, halboffene Landschaft vor. Steppenartig mit großen Herden von Weidetieren, die umherziehen, mal am Gras und mal an Büschen und Bäumen knabbernd, wild und frei.

Vielleicht kommen dir Bilder der afrikanischen Savanne, doch diese Art der Landschaft gab es auch in Europa in weiten Teilen. Sie beherbergte unzählige Tier- und Pflanzenarten und erhielt sich selber im Gleichgewicht: von den großen Pflanzenessern, die die Wiesenfläche offen hielten und mit ihren Ausscheidungen den Boden düngten, über Fleischessern, die sich von den Weidetieren ernährten, bis zu den kleinen Fadenwürmern im Boden, lebten unzählige Wesen in, auf, über und unter einer Wiese - ein einzigartiges Biotop!

Artenreiches Grünland, das extensiv beweidet wird und von Bäumen und Büschen gesäumt, ist wunderschön und belebt nicht nur das Herz und den Geist, es ist auch ein sehr guter CO² Speicher und somit eine wunderbare Fähigkeit der Natur, unseren enormen CO² Ausstoß auszugleichen.

Leider gibt es diese wilden Landschaften bei uns kaum noch und somit wird nicht nur der CO² Ausgleich unmöglich. Unser "Höher-Schneller-Weiter"- Anspruch hat auch vor den Wiesen und seinen Bewohnern nicht halt gemacht: Grasäcker mit Hochleistungsgräsern, in denen durch die häufige Mahd kaum etwas blüht und kein Bodenbrüter mehr genügend Zeit findet, seinen Nachwuchs aufzuziehen, bestimmen - zusammen mit riesigen Mono- und Reinkultur Äckern- das ländliche Bild hier im nord-östlichen Brandenburg. Es ist eine ausgeräumte Landschaft, in der Büsche und Bäume kaum mehr vorkommen. Leider hat sich auch die Gewohnheit, wie Landschaft auszusehen hat, dramatisch verändert: Wiesen sollen immer kurz und ordentlich aussehen, "wilde Wiesen" sucht man oftmals vergebens. Dabei kommt der Begriff "ordentlich" in der Natur nicht vor und ist der Biodiversität nicht zuträglich, denn in abgestorbenen Pflanzenstängeln sitzen Larven von Wildbienen, Schmetterlingen, Spinnen und anderen Insekten und die haben keine Chance zu schlüpfen, wenn die Wiesen kurz gemäht sind.

Zusätzlich zu den vielen Windrad Anlagen und großen Solar Feldern, nimt nicht nur die Artenvielfalt immer weiter ab, sondern auch die Lebensqualität der Menschen, denn die Landschaft gleicht zunehmend einem Industriepark, als dass sie natürlich wäre.

So berauben wir der Landschaft ihrer Freiheit und uns selber gleich mit.

 

​Wenn wir auf lange Sicht vom Land leben wollen, sei es, weil auf dem Land Strom produziert wird oder wir Nahrungsmittel darauf anbauen, dann sollten wir achtsam mit dem Land umgehen. Wir sollten Flächen der Regeneration bereitstellen, in denen sich die Natur entfalten kann.

Hierzu möchten wir eine Brücke schlagen und Alternativen leben, aufzeigen, dass wir auch mit einer anderen Art des Seins mit dem Land leben können - und nicht nur von ihm.

3,4 ha jahrzehntelang konventionell bewirtschaftetes Ackerland haben wir in Grünland umgewandelt. Dabei stand uns damals noch keinerlei Technik zur Verfügung, die Einsaat haben wir mit der Hand vorgenommen.

Auf ca 5000qm der Fläche haben wir eine Streuobstwiese mit 43 hochstämmigen Obstbäumen angelegt und außerdem Birken, Feldahorn, Wildapfel, Eberesche, Linde und über 100 heimische Büsche gepflanzt.

Diese Pflanzungen haben wir über Ausgleichsmaßnahmen finanziert.

Im ersten Jahr kam auf der ehemaligen Ackerfläche noch sehr viel Getreide hoch, im zweiten Jahr blühte es schon sehr vielfältig: Ackerwitwenblume, Kuckuckslichtnelke, Wiesenbocksbart, Wiesenmargerite und -Salbei, Schafsgarbe und vor allem reichlich Wilde Möhre blühten unter anderem.

Im Frühjahr und Sommer 2021 wirkte die Wiese schon sehr etabliert, viele Pflanzen und Gräser scheinen sich wirklich hier wohl zu fühlen und kommen jedes Jahr wieder.

Hier kannst du einen Blogbeitrag lesen zu unserem Leben mit dem Land. Dieser Artikel ist in leicht abgewandelter Form in der Ausgabe 70 der Zeitschrift OYA - enkeltauglich leben erschienen:

Die Wiesenliebe GbR und der Herzensacker - mehr Flächen für die Biodiversität!

Unser Traum ist es, weiteres Ackerland zu renaturieren und ein regeneratives Biotop zu schaffen mit dem wir gemeinsam im Gleichgewicht leben, so dass eine größere zusammenhängende Fläche entsteht mit artenreichem Grünland, mit weiteren Obstbäumen, Wildbeerensträuchern, Hecken und Gehölzen, eine klimaangepasste, "eßbare" Landschaft.

Seit Jahren arbeiten wir drauf hin, die Finanzierung zum Kauf einer ca 3 ha großen Fläche, die zur Zeit im Besitz der BVVG ist (Bodenverwertungs- und -verwaltungs  GmbH, dies ist die Nachfolgeorganisation der Treuhand) , zu realisieren. Diese Fläche grenzt nicht nur direkt an unser Grünland, der bisherige Pächter hat eine Überfahrtgenehmigung über unser Land, damit er überhaupt auf das Flurstück kommt. So fahren jährlich tonnenschwere Maschinen über unser Land und verdichten den Boden.

Auf besagter Fläche wurde seit 6 Jahren alljährlich Mais angebaut, ohne Zwischenfrucht.

Als Unterstützung für die Finanzierung und im Ungang mit der BVVG haben wir u.a. Kontakt mit dem Naturschutzfonds Brandenburg, der Flächenagentur Brandenburg, mit dem NABU, mit der Deutschen Wildtierstiftung und mit der Kulturland Genossenschaft aufgenommen. Es waren einige Vertreter*innen der Organisationen hier, haben sich vor Ort ein Bild von unserem Projekt gemacht und waren durchweg begeistert.

Doch es gab immer wieder Gründe, warum sie uns nicht unterstützen konnten - meist hatte dies mit der BVVG zu tun, die ihre Böden im Bieterverfahren verpachtet bzw. verkauft, dh, an den Betrieb, der am Höchsten bietet.

Trotzdem waren diese Kontakte und der Austausch mit den diversen Institutionen ein wichtiger Schritt auf unserem Weg und haben uns gezeigt, wie wichtig Vernetzung ist.

 

Im Frühjahr 2022 wurde beschlossen, dass die BVVG kein Land mehr veräußern solle, sondern nur noch an biologisch wirtschaftende Betriebe verpachten wird - eigentlich eine gute Idee, da dadurch Großinvestoren ausgeschlossen werden. In der Realität aber schwierig umsetzbar, außerdem sind die Pacht Preise nach wie vor sehr hoch.

Unserem Projekt sind die neuen Bestimmungen leider nicht zuträglich: wir haben zwar im Mai 2022 einen landwirtschaftlichen biologisch wirtschaftenden Betrieb angemeldet, da wir aber Bäume und Hecken pflanzen möchten, ist uns mit einem 6 oder 12- jährigen Pachtvertrag nicht geholfen, da die BVVG nach Pachtende den kahlen Acker wieder zurück haben möchte und wir in dem Fall alle Pflanzungen wieder rausreißen müßten. Ein Dilemma, das nicht im Sinne der Biodiversität und Nachhaltigkeit ist.

Dabei ist es allgemein fraglich, wie eine tiefgreifende nachhaltige Wende in der Landwirtschaft gestaltet werden soll, solange es auf den großen Flächen der BVVG nicht möglich ist, Agroforst zu betreiben: als Erosionsschutz, als Unterstützung für die Biodiversität, als Boden- und Mikroklima Verbesserung und nicht zuletzt auch als Wasserrückhaltung in Dürre Perioden.

Im Sommer `22 hatten wir eine Sondergenehmigung zur Renaturierung der Fläche beantragt bei der Geschäftsführung der BVVG, beim Landwirtschafts- und Finanzministerium, bei der Staatssekretärin, sowie weitere mögliche Unterstützer*innen angeschrieben. Viele Mails und Briefe, unzählige Telefonate und ganz viel Herzkraft ist in dieses Projekt eingeflossen.

Und wundersamerweise haben wir im Landwirtschaftsministerium eine Unterstützerin für unser Projekt gefunden und es folgten sehr inspirierende Gespräche, bei denen klar wurde, wie wichtig Dauerkulturen -  also Bäume und Sträucher -  für eine zukunftsfähige Landwirtschaft sind.

Und plötzlich bekamen wir einen Pachtvertrag von übergangsweise einem Jahr für unseren Herzensacker.

Innerhalb dieses Jahres sollen die Rahmenbedingungen festgelegt werden, so dass wir im Herbst 2023 auf der Fläche hoffentlich Obstbäume und -gehölze pflanzen können.

Eine Sicherheit gibt es dabei nicht und doch haben wir im Herbst 2022 die letzte Maisernte gefeiert, eine Gründüngung eingesät und damit dem Land die Möglichkeit gegeben, sich zu erholen - um dann hoffentlich im Herbst 2023 reichlich Bäume und Büsche pflanzen zu können.

Auch wenn es manchmal viel Kraft kostet, gegen den Strom zu schwimmen, wissen wir doch, dass wir nicht alleine sind: es gibt einige Projekte, die neue Wege des regenerativen Seins ausprobieren und leben. 

Und  vielleicht wird der Fluß seine Fließrichtung ändern und uns alle, die am Wandel von der Einfalt hin zur Vielfalt wirken, sanft tragen.

Denn Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern Ausdruck von Lebendigkeit.

Jede und jeder kann etwas bewirken.

Was uns antreibt, kannst du in dem Blog Beiträgen Land als Spiegel unserer Beziehungen 1und 2 lesen.

Mehr Informationen zur naturgemässen Obstbaumpflege findest du hier

Im Sommer 2021 haben wir zum ersten Mal Heu von der Obstwiese gemacht. Herzlichen Dank an unsere Gäste Tim und Tjorven für die tatkräftige Unterstützung.

Im Sommer 2022 haben wir das Heu mit unserer "neuen" (gebrauchten) Mini-Rundballenpresse gemacht.

Heu machen
Die Ackerumwandlung in Bildern

vor der Pflanzung: Pläne schmieden...

Ausbringen von Effektiven Mikroorganismen nach der Ernte.

allerlei Obstbaumsorten

Obstbaumpflanzung

Viererverschläge schützen die jungen Obstbäume

Unser Vorhaben ist gesegnet!

Anlieferung der Flurgehölze

die Wiese im zweiten Sommer.

Kuckuckslichtnelke

Marienkäfer in Wilder Möhre

Wiesensalbei

Wiesenbocksbart

Wiesenmargerite

Distelfalter auf Wiesenflockenblume

die Obstwiese mit Blühstreifen (rechts) und Blick über die Wiese

C-Falter

Perlmuttfalter

Schwalbenschwanz auf Habichtskraut

Schwalbenschwanz Raupe auf wildem Fenchel

Großes Ochsenauge

Kleiner Fuchs

Dickkopffalter

Herbst auf der Wiese

Prächtige Blüte der Wegwarte im dritten Wiesensommer.

der Neuntöter an der Grenze zum Maisacker. Dort hätte er wohl eher keine Beute gefunden...

blühende Esparsette zieht gerne Hummeln an.

das Landkärtchen auf einer Kratzdistel.

der Specht auf der Obstwiese.

Ochsenaugen bei der Paarung

die ersten Apfelbäume dürfen im dritten Standjahr Früchte tragen.

Adresse

Hof Amalion

Patricia Christmann und Wieland Vick

Amalienhof 6

17337 Uckerland

Amalion Rundbrief

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