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Sommer - Rundbrief: ein Sommer in der Kraft der Gemeinschaft

Am 24. Juni haben wir bei uns auf dem Hof ein Erdfest gefeiert. Das Fest stand nicht für sich alleine, sondern war eingebunden in der Erdfest-Initiative. Eine kurze Rückschau dazu kannst du hier nachlesen.

Dieses zauberhafte Erdfest läutete für uns auch den Sommer ein. Ein Sommer, in dem wir die stärkende, nährende Kraft der Verbundenheit sowohl innerhalb der menschlichen als auch der mehr-als-menschlichen Gemeinschaft so deutlich wie noch nie zuvor spüren können. Verbindungen haben sich vertieft, erneuert oder sind ganz neu entstanden und allen ist gemein, dass es einen wunderbaren Austausch gibt, in Balance von Lernen und Lehren, von Sehen und Wahrnehmen und dem Gesehen- und Gehört-Werden. Der Wandel ist so deutlich zu spüren und wir sind mittendrin.

Das Leben mit dem Herzensacker steht für uns in diesem Sommer im Zentrum unseres Wirkens und Seins und auch unsere Gäste, die zu dieser Jahreszeit zahlreich kommen, lassen sich vom Sein mit dem Herzensacker berühren:


Wir stehen

mit beiden Beinen in den Wolken


War noch nie so leicht

zu atmen

mit dem Kopf im Wasser


Lungen voller Herzensacker

Lassen uns schweben


Dies schrieb eine junge Frau, nach einem Aufenthalt bei uns.

Ob wir den Herzensacker weiter renaturieren dürfen, mit Obstbäumen und (Wild-)beerensträuchern bepflanzen, ein Agroforst System anlegen dürfen und weiteren Menschen dadurch ermöglichen, die zurückgewonnene Kraft eines sich regenerierenden Landes zu erfahren, ist noch immer ungewiss, doch wir gehen weiter auf unserem Weg.


Die transformierende Kraft der Gemeinschaft von Menschen, die am Wandel arbeiten, spüren wir auch ausserhalb unseres Hofes:

Im September beginnt für uns der Agroforst Praxiskurs, eine Weiterbildung bei der DeFAF Agroforst Akademie. Als Vorbereitung für den Kurs haben wir schon bestehende Agroforst Flächen besucht. So waren wir Mitte Juli bei Carmen und Jan Becker auf dem Waldpferdehof. Sie haben auf ihrem Demeter Hof ein sogenanntes Keyline Design angelegt, ein Agroforst System, das entlang der Höhenlinien gepflanzt wird. Wir hatten das grosse Glück, dass Philipp Gerhardt von der Baumfeldwirtschaft, der das Projekt geplant hat, an dem Tag auf dem Waldpferdehof auch anwesend war. So gab es für uns einen sehr inspirierenden Austausch und viel Input für unser Vorhaben hier auf dem Herzensacker. Auf der Seite des Netzwerk Wasser Agri gibt es einen sehr interessanten Beitrag zu der Entstehung der Anlage auf dem Waldpferdehof.

Ende Juli hatten wir dann noch das Glück, dass wir an einer Hofbesichtigung bei dem Landwirtschaftsbetrieb Gut und Bösel teilnehmen konnten. Auch hier wird unter anderem mit Agroforst Systemen gearbeitet und vor allem auch geforscht. Auch dieser Tag war für uns sehr inspirierend und hat uns einige neue Einsichten und Ideen geschenkt.

Es hat sich wieder gezeigt: durch diese Menschen, die eine aufbauende, regenerative Landwirtschaft und einen nachhaltigen Umgang mit den Böden und dem Land betreiben, werden auch unsere Beziehungen untereinander aufbauend und nachhaltig.

Das Land und wie wir mit ihm umgehen, ist ein Spiegel unserer Beziehungen zur grossen Gemeinschaft des Lebens auf dieser Erde.


Der Eingang zum Waldpferdehof (li), rechts: Agroforst Anlage bei Gut und Bösel



Die Kraft der Gemeinschaft können wir auch in der Herde spüren, in der Ankaara und Merlin, die im letzten Herbst/Winter zu uns gekommen sind, ganz in der Herde angekommen und integriert sind. Mit der Herde über das Land zu streifen, mit ihnen zu Sein, ist zutiefst erfüllend.


Herdenleben auf Hof Amalion.



Als ich vor einiger Zeit, wie fast jeden Morgen in der Früh, auf dem Herzensacker sass, fragte ich einen Stein, welches unser größtes Trauma innerhalb der menschlichen Gemeinschaft ist. Er sagte: "Euer kollektives menschliches Trauma ist das Vergessen." Einige Tage später schlug ich das Buch Geflochtenes Süssgras von Robin Wall Kimmerer intuitiv irgendwo auf und da stand:

Die Belebtheit der Welt kennen wir schon, aber die Sprache der Belebtheit steht am Rande der Ausrottung. Unsere Kleinkinder reden von Pflanzen und Tieren, als wären sie Personen, sie geben ihnen ein Selbst, einen Willen und Mitgefühl - bis wir ihnen beibringen das nicht zu tun. Wir erziehen sie schnellstens um und sorgen dafür, dass sie vergessen. Wenn wir ihnen beibringen, dass ein Baum kein wer ist, sondern ein was, machen wir diesen Ahorn zum Objekt; wir errichten einen Zaun zwischen uns, der uns von moralischer Verantwortung frei spricht und die Tür zur Ausbeutung öffnet.


Unsere Arbeit hier auf Hof Amalion besteht darin, einen Raum zu öffnen, damit wir uns wieder erinnern können. Damit wir die Welt wieder als belebt wahrnehmen, erleben und erspüren können, wie wir eingebunden sind in einer vielfältigen Gemeinschaft des Lebens. Wenn wir uns an diese Sprache der Belebtheit erinnern, die unseren Herzen innewohnt, dann hat Ausbeutung keinen Platz mehr.

Simone Böcker schreibt in ihrem Buch Rewilding sehr treffend: Rewilding ist der Wunsch nach einer tiefen, intimen Verbindung mit Natur. Es ist der Versuch, eine Beziehung mit Tieren und Landschaften einzugehen, die die althergebrachten Grenzen überwindet.

Unser Wirken hier mag irgendwo verortet sein zwischen Rewilding, Renaturierung, Agroforst, eßbarer Landschaft, Landschaftsgestaltung mit Ponys und Eseln, naturgemässer Obstbaumpflege, Ferienwohnung-Vermietung, Seminarort, Auszeiten, Schreiben und Fotografieren, in Kontakt Sein - mit all dem, was wir hier kreieren, halten wir den Raum der Möglichkeiten offen. In diesem Raum, in dem es nicht nur ums Tun, sondern auch ums Sein geht, können wir Mensch (wieder) erfahren und erspüren, dass wir ein Teil einer grossen Lebensgemeinschaft sind, in dem die lebendige Natur, mit der wir untrennbar verbunden sind, ihren ureigenen Platz einnimt. Wenn wir dies mit allen Sinnen erleben, dann können auch wir Menschen wieder unseren ureigenen Platz im grossen Kreis des Lebensnetzwerkes einnehmen.


Danke, dass ihr eure Stimme, eure Hände und eure Zeit dafür nutzt, Tieren und Pflanzen und Mutter Natur eine Stimme zu geben.

schreibt die junge Frau weiter in unserem Gästebuch.


Und wir sind dankbar für diesen Weg und dass es immer mehr Menschen gibt, die diese Stimme hören und ihre Stimmen selber auch mit einbringen.




Impressionen vom Herzensacker.


Die Ausstellung Land als Spiegel unserer Beziehungen, mit Texten und Foto-Kollagen von Patricia, die Teil des Erdfestes war, ist noch den gesamten August zugänglich. Jeweils Freitags bis Sonntags von 11 bis 17 Uhr im Atelier Raum in der Scheune auf unserem Hof.










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