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Rundbrief - Spätsommer

Es ist Hochsommer, die Zeit der Ernte und der Fülle. Und auch, in diesem Jahr ganz besonders, die Zeit der Hitze und Trockenheit. Der Klimawandel hat die Menschheit eingeholt und es ist an der Zeit, aufzuwachen und Verantwortung für unser Tun (oder Nicht-Tun) zu übernehmen.


Lern- und Erfahrungsfelder gibt es auch für uns hier genügend:

In diesem Jahr haben wir die wilden Kräuter für uns entdeckt: Brennessel, Giersch, Löwenzahn, Gänsedistel, Spitzwegerich und viele weitere bereichern nun unseren Speiseplan. Das Ernten auf unserer Fläche bereitet uns große Freude. Wir sind noch ganz am Anfang, all die Schätze, die direkt vor unserer Türe wachsen, kennen und lieben zu lernen - und zwar nicht nur als staunende Beobachterin, sondern indem wir sie durch die ehrenhafte Ernte (ein Begriff, den Robin Wall Kimmerer in ihrem wunderbaren Buch Geflochtenes Süßgras beschreibt), noch mehr wertschätzen lernen. Indem wir die Wildkräuter essen, reihen wir uns ein in den natürlichen Lebenskreis und werden Teil vom Großen Ganzen.


Ein weiteres Lernfeld: wie können wir Gemüse anbauen, in schwierigen Wetterverhältnissen, ohne übermäßig Wasser zu verbrauchen und ohne die gesamte (mögliche) Ernte den Nacktschnecken abzutreten, wenn es denn dann doch mal viel Regen gibt? Unsere „Kartoffel-unter-Heu“ Beete, bei der wir Kartoffeln auf von den Tieren sehr kurz gefressene Fläche legen und dann dick mit altem Heu abdecken, ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Form dieser Lernfelder: einmal gelegt, wachsen die Kartoffeln von alleine und müssen weder gehäufelt noch gewässert werden. Die Ernte ist etwas geringer als beim Anbau unter der Erde, aber für uns absolut ausreichend.

Bei anderen Gemüsearten oder auch beim Haltbar-Machen sehen wir uns eher als Anfänger und Scheitern auch des Öfteren mal: so fielen beispielsweise die gesamten Paprika und Chilli Pflanzen durch den Regen im Frühjahr den Schnecken zum Opfer.


Das Loslassen hat uns auch im ersten Halbjahr noch begleitet: nach einer schwierigen Zahn Operation, haben wir unsere Pony-Oma Lola im Juni gehen lassen müssen, da sie sich nicht mehr erholt hat. Es war ein sehr berührender Abschied im Beisein ihrer beiden Töchter und wir fühlen uns geehrt, dass Lola ihre letzten sieben Lebensjahre mit uns verbracht hat.

Im Loslassen sind die Tiere Meister, das heißt aber nicht, dass sie nicht trauern. Mittlerweile hat die Herde sich nun neu sortiert und wirkt sehr harmonisch.


Ein weiteres Lernfeld war in diesem Sommer das Heu machen mit unserer kleinen Rundballen-Presse. Wieland hat sich sehr in die Technik reingehängt und bei heißer Witterung haben wir insgesamt über 200 Ballen geschnitten, gewendet, gepresst und eingelagert und auch für den befreundeten Regenbogen Hof Heu pressen können. Es ist ein gutes Gefühl, das Heu, dass unsere Tiere essen, zum Teil selber geerntet zu haben – und auch die Wiesen zu kennen, auf denen das Gras gewachsen ist. Dadurch, dass unsere Ballen mit Sisal Band gewickelt sind, ist es für uns ein weiterer Schritt, zu mehr Nachhaltigkeit in unserem Alltag.


Lernfelder sind auch das Verabschieden von Plänen: so wurde die Dachbaustelle an der Scheune nun aus verschiedenen Gründen in den Herbst verschoben und findet vielleicht auch erst zum Frühjahr statt - wir werden uns überraschen lassen.


Was aber im Herbst stattfinden wird, ist die Einsaat des Mais Ackers, dessen Renaturierung eine unserer Herzensangelegenheiten ist. Nach langen Monaten des Briefe Schreibens und Verhandelns mit der BVVG und dem Agrarministerium, haben wir nun einen Pachtvertrag für das Land bekommen, so dass wir unsere Renaturierungsmaßnahmen ab Oktober starten können. Im Herbst nächsten Jahres dürfen wir dann hoffentlich Bäume pflanzen.


Enden möchte ich diesen Rundbrief mit einem Mut-Machenden Zitat aus unserem Gäste Buch, denn Mut brauchen wir – als Einzelpersonen genauso wie als Gesellschaft – in diesen herausfordernden Zeiten:

Liebe Patricia, lieber Wieland,

wir sind von Herzen dankbar, dass wir diesen Ort finden durften. Ein Ort, der eure liebevolle Handschrift trägt und doch er selber sein darf. Ein Ort, der durch eure Achtsamkeit wachsen darf. Ein Ort, der Raum gibt für Pflanzen-, Tier- und Menschenbegegnungen in der vielfältigsten und schönsten Form. Mit euch und diesem Ort findet man den Mut, nach dem Zeitmaß der Dinge in die Zukunft zu gehen. Danke.


In diesem Sinne danken auch wir allen Gästen, die den Weg zu uns finden und uns immer wieder inspirieren. Unseren Hof mit all seinen Bewohnern für Gäste zu öffnen, ist letztendlich für uns ein weiteres, sehr bereicherndes Lernfeld.


Und wir danken allen, die den Mut haben, ihre Träume zu leben. Wir wünschen euch und uns viel Freude, Mut, Durchhaltekraft, Präsenz, Leichtigkeit, Vernetzung und Liebe auf dem Weg.

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